Unvollendete Gestalten

Unvollendete Gestalten: Unerledigte Emotionen oder Konflikte, die das gegenwärtige Erleben beeinflussen, werden identifiziert und bearbeitet.

unvollendete-gestalten-gestaltungstherapieUnvollendete Gestalten“ ist ein Konzept aus der Gestalttherapie, einer psychotherapeutischen Richtung, die von Fritz Perls, Laura Perls und Paul Goodman in den 1940er und 1950er Jahren entwickelt wurde. Die Gestalttherapie legt den Schwerpunkt auf das Hier und Jetzt und fördert das Selbstbewusstsein und die Selbstverantwortung des Klienten. Unvollendete Gestalten beziehen sich auf Emotionen oder Konflikte, die in der Vergangenheit nicht vollständig verarbeitet wurden und weiterhin das gegenwärtige Erleben des Klienten beeinflussen. Diese unvollendeten Gestalten können zu wiederkehrenden Mustern in Beziehungen, Entscheidungen und Emotionen führen.

Hier sind zwei Beispiele für unvollendete Gestalten und wie sie in der Gestalttherapie bearbeitet werden können:

Beispiel: Trennung der Eltern in der Kindheit
Angenommen, jemand hat als Kind die Trennung seiner Eltern erlebt. Diese Person hat die damit verbundenen Emotionen wie Trauer, Wut und Angst vielleicht nie richtig verarbeitet. Im Erwachsenenalter kann diese unvollendete Gestalt dazu führen, dass die Person in Beziehungen Schwierigkeiten hat, sich emotional zu öffnen oder zu binden, aus Angst, erneut verlassen zu werden.
In der Gestalttherapie würde der Therapeut den Klienten dazu anleiten, sich mit diesen unverarbeiteten Emotionen auseinanderzusetzen. Der Klient könnte dazu aufgefordert werden, die damaligen Gefühle auszudrücken und sich vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn die Situation anders verlaufen wäre. Durch das Erkennen und Bearbeiten dieser unvollendeten Gestalt kann der Klient lernen, seine Ängste und Emotionen besser zu verstehen und in der Gegenwart gesündere Beziehungen aufzubauen.

Beispiel: Mobbing in der Schulzeit
Ein weiteres Beispiel ist eine Person, die in der Schulzeit gemobbt wurde und dadurch Selbstwertprobleme und Ängste entwickelt hat. Diese unvollendete Gestalt kann im Erwachsenenalter dazu führen, dass die Person Schwierigkeiten hat, sich in sozialen Situationen zu behaupten, und sich häufig in unterwürfigen oder abhängigen Beziehungen wiederfindet.
In der Gestalttherapie könnte der Therapeut den Klienten ermutigen, die damaligen Erlebnisse zu rekonstruieren und die zugehörigen Emotionen zu erkennen und auszudrücken. Der Klient könnte beispielsweise in einem Rollenspiel die Konfrontation mit dem Mobber üben und so ein Gefühl der Kontrolle und des Selbstbewusstseins entwickeln. Durch das Bearbeiten der unvollendeten Gestalt kann der Klient seine Selbstwertprobleme und Ängste besser verstehen und im gegenwärtigen Leben selbstbewusster und authentischer agieren.

Zusammenfassend bezieht sich der Begriff „unvollendete Gestalten“ in der Gestalttherapie auf unverarbeitete Emotionen oder Konflikte, die das gegenwärtige Erleben eines Menschen beeinflussen.

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